Virtual Reality (VR) ist nicht länger nur eine Technologie für Gaming und Entertainment. Immer mehr Potenziale tun sich für die Nutzung in der Industrie auf. Doch welche Handlungsfelder ergeben sich in den Fabriken?

VR-Anwendungen: Von Gaming bis Industrie.

Virtual Reality (VR) bietet im Alltag vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. VR ermöglicht es digitale Welten zu erkunden, sei es zur Unterhaltung (z.B. durch virtuelle Spiele) oder für Bildungszwecke (z.B. durch virtuelle Reisen). Doch VR geht über den persönlichen Gebrauch hinaus. Unternehmen nutzen diese Technologie zunehmend, um ihre Arbeitsabläufe in der Fabrik zu optimieren. Denn Virtual Reality bietet ungeahnte Möglichkeiten, Produktions- und Arbeitsumgebungen zu kreieren, zu gestalten, zu verändern und zu verbessern. Dies geschieht vollkommen interaktiv im digitalen, dreidimensionalen Raum.

Augmented Reality vs. Virtual Reality

In der virtuellen Welt unterscheiden sich Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) grundlegend. Bei AR-Anwendungen verschmilzt die reale Welt mit digitalen Elementen, sodass Nutzer durch bspw. Smartphones oder AR-Brillen digitale Inhalte in der Realität erleben. Ein industrielles Beispiel hierfür ist der Blick in eine reale Produktionshalle, während eine Produktionsmaschine als Simulation in diese Umgebung integriert wird.

Im Gegensatz dazu erschafft VR eine vollständig künstliche virtuelle Umgebung, in welcher die Nutzer von der realen Umgebung gänzlich abgeschottet sind. Hier können beispielsweise gesamte Produktionsumgebungen im komplett virtuellen Raum kreiert und gestaltet werden.

„Die wichtigste Eigenschaft von VR-Technologie ist die natürliche Interaktion mit Daten im dreidimensionalen Raum.“

Dr. Thomas Schüler

VR-Experte: Dr. Thomas Schüler von halocline

Dr. Thomas Schüler von halocline

Wir haben Dr. Thomas Schüler, Gründer und Geschäftsführer des Software-Unternehmens halocline, zum Interview eingeladen, um uns einen Gesamtüberblick über Virtual Reality in der Industrie zu verschaffen.

Der studierte und promovierte Informatiker setzt sich bereits seit seinem Studium mit den Entwicklungen rund um VR auseinander. Nach einigen Jahren im Software Engineering für VR-Applikationen im Bereich der Produktionsplanung startet Thomas seit 2020 als CEO mit seinem Team von halocline durch, um die Fabrik der Zukunft von VR partizipieren zu lassen.

Thomas hat uns im Rahmen des LMZ Industry Talk besucht. Das gesamte Gespräch zwischen ihm und LMZ-Geschäftsführer Dennis Lenkering können Sie sich HIER ansehen.

Anwendungen von VR in der Industrie

Wissensvermittlung:

Die Wissensvermittlung durch Virtual Reality zielt darauf ab, Informationen und Lerninhalte auf interaktive Weise zu vermitteln. Mithilfe der VR-Technologie können sich Nutzer in virtuelle Welten begeben und verschiedene Szenarien realitätsnah erleben. Diese Lernumgebungen ermöglichen es den Nutzern, aktiv am Lernprozess teilzunehmen, anstatt passiv Informationen aufzunehmen.

Beispielsweise können Monteure in der virtuellen Realität Produktions- und Montageprozesse in einer simulierten Fabrikumgebung durchlaufen, um entscheidende Handgriffe und Szenarien zu erlernen. Dieses interaktive Lernen fördert nicht nur ein tieferes Verständnis der Marterie, sondern verbessert auch die Erinnerungs- und Anwendungskompetenzen der Nutzer.

Kreativität:

Kreativität in der Virtual Reality bedeutet, diese Technologie zu nutzen, um gänzlich neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. VR schafft also eine digitale Welt, in der die Nutzer ihre Umgebung mit Hilfe von interaktiven Elementen nach Belieben planen und verändern können.

Zum Beispiel können Architekten, Fabrikplaner oder Ingenieure virtuelle Räume, Produktionshallen etc. in Echtzeit gestalten und optimieren.

Verhaltensforschung:

Im Bereich der Verhaltensforschung ist Virtual Reality in der Lage, eine Vielzahl an Interaktionsdaten zu sammeln, wodurch Verhaltensweisen und Reaktionen in virtuellen Umgebungen untersucht werden können. Dies ermöglicht es, das Verhalten von Menschen in verschiedenen Situationen zu studieren, unabhängig einer vorhandenen Realsituation. Durch realitätsnahe Szenarien kann das Verhalten der Teilnehmer in einer kontrollierten Umgebung analysiert werden.

Vorteile von VR in der Industrie

Die Nutzung von VR-Anwendungen in der Industrie bietet zahlreiche Vorteile. Sie ermöglicht eine präzise Darstellung von Arbeitsumgebungen und -abläufen, wodurch das Verständnis der Mitarbeitenden für die einzelnen Prozessschritte wesentlich verbessert wird. Mitarbeitende können die Abläufe nicht nur sehen, sondern auch interaktiv erleben und besser nachvollziehen.

VR hilft zudem, Know-how-Verluste, die durch Generationswechsel oder Neubesetzung entstehen, zu vermeiden, denn innerhalb von VR-Anwendungen lässt sich das implizite Wissen von Mitarbeitenden deutlich nativer dokumentieren.

Ein weiterer bedeutender Vorteil ist die verbesserte Kunde-Lieferant-Beziehung durch VR. Innerhalb von VR-Umgebungen – z.B. im Rahmen der Entwicklung einer individuellen Produktionsanlage – können beide Parteien (ortsunabhängig) interaktiv zusammenarbeiten, kommunizieren und Informationen direkt im dreidimensionalen Raum austauschen. Die Zusammenarbeit wird dadurch effizienter und die Qualität des Ergebnisses steigt.

„Digitalisierung findet erst statt, wenn alle mitmachen können.“

Dr. Thomas Schüler

Durch ihren intuitiven Charakter ermöglichen VR-Anwendungen es zudem allen Mitarbeitenden, unabhängig von ihren digitalen Fähigkeiten aktiv an der Digitalisierung teilzunehmen. Der virtuelle Raum erhöht die Zugänglichkeit für jedermann und reduziert potenzielle Eintrittsbarrieren, wie beispielsweise Computerkenntnisse.

Zuletzt können innerhalb der VR gefährliche Situationen oder risikobehaftete Tätigkeiten in einem kontrollierten digitalen Umfeld simuliert, getestet und erlernt werden.

  • Vermeidung von Know-how-Verlust
  • Optimierung von Prozessen
  • Verbesserung der Kunde-Lieferant-Beziehung
  • Teilhabe an Digitalisierung für jedermann
  • Simulation gefährlicher Situationen

Exkurs: Nutzung von VR bei LMZ Lenkering

Unser Produktportfolio bei LMZ Lenkering umfasst eine Vielzahl an Automatisierungslösungen. Als Full-Service-Anbieter begleiten wir unsere Kunden von der Idee, über die technische Konzeption, Entwicklung und Konstruktion, bis zum Zusammenbau, der Programmierung und Inbetriebnahme der schlüsselfertigen Anlage. Seit 2023 integrieren wir Virtual Reality entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette.

So haben wir bspw. die Möglichkeit, bereits in der Entwicklungs- und Konstruktionsphase realitätsnah und interaktiv an der Anlage zu arbeiten, ohne dass diese bereits existiert. Im virtuellen Raum können Zugänglichkeiten, Greifwege etc. getestet und auf Basis der echten digitalen Erfahrung optimiert werden.

Außerdem nutzen wir VR zur Schulung unserer Monteure vor Serviceeinsätzen. Indem wir sie virtuell auf die jeweilige Anlage, ihre Besonderheiten und die Details des Einsatzes vorbereiten, bieten wir ihnen eine realitätsnahe Erfahrung und steigern dadurch die Effizienz und Qualität unserer Serviceleistungen vor Ort.

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LMZ-Geschäftsführer Dennis Lenkering im Interview mit Halocline.

Im Interview mit Halocline teilt LMZ-Geschäftsführer Dennis Lenkering spannende Einblicke in die Nutzung der Halocline-Software im Unternehmen. Er erläutert, wie die Software zur Optimierung interner Prozesse beiträgt und welche messbaren Vorteile sie in Bezug auf Effizienz und stärkere Kundenbeziehungen bietet.

Herangehensweise an Virtual Reality

Oft wird Digitalisierung in der Fabrik als Inselprojekt betrachtet, bei dem die Unternehmen es versäumen ihre Mitarbeitenden ausreichend einzubeziehen. Diese mangelnde Einbindung führt dazu, dass der wertvolle Input und das Know-how dieser Mitarbeitenden nicht genutzt wird, und digitale Lösungen am Menschen bzw. am Nutzer vorbei entwickelt werden.

Bei der Einführung von VR-Technologie im Unternehmen ist demnach ein strukturierter Ansatz entscheidend, der die Mitarbeitenden aktiv partizipieren lässt. Dies fördert die intrinsische Motivation und die Offenheit für die neue Technologie, da Mitarbeitende den Umgang mit VR als natürlichen Bestandteil ihrer Arbeit betrachten.

Um dies zu erreichen, ist eine umfassende Schulung und Unterstützung der Belegschaft erforderlich. Dadurch können die Mitarbeiter mit der VR-Technologie vertraut gemacht werden und erfahren, wie sie diese effektiv in ihrem Arbeitsalltag einsetzen können.

Darüber hinaus ist es ratsam, die Einführung von VR-Anwendungen schrittweise anzugehen. Anstatt alle Möglichkeiten auf einmal auszuschöpfen, sollten Unternehmen mit kleinen Pilotprojekten beginnen und diese schrittweise erweitern, um die Akzeptanz und das Verständnis für die Technologie im selben Tempo zu erhöhen. So können Erfahrungen gesammelt, Rückmeldungen eingeholt und die VR-Implementierung kontinuierlich verbessert werden.

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LMZ-Geschäftsführer Dennis Lenkering im Gespräch mit VR-Experte Dr. Thomas Schüler.

Im LMZ Industry Talk haben sich Dr. Thomas Schüler, Geschäftsführer und Gründer von halocline, und LMZ-Geschäftsführer Dennis Lenkering über den Status Quo der VR-Technologie unterhalten. Thomas zeigt konkrete Praxisanwendungen und gibt uns einen Ausblick auf die Zukunft von VR in den Fabriken.

Fazit und Zukunft von VR in der Industrie

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Virtual Reality eine Technologie darstellt, welche nicht nur die Art und Weise verändert, wie wir arbeiten, lernen und kommunizieren, sondern auch unsere Wahrnehmung der Welt um uns herum erweitert. VR bietet ein immenses Potenzial, um komplexe Probleme zu lösen, Arbeitsprozesse zu optimieren und neue Möglichkeiten der Interaktion zu schaffen. Die zunehmende Integration von VR in verschiedene Branchen und Anwendungsbereiche zeigt, dass wir uns in einer spannenden Phase befinden, in der die Grenzen zwischen der realen und der virtuellen Welt immer weiter verschwimmen.

Künftig können wir also noch starke Entwicklungen in der Welt der Virtual Reality erwarten. Eine vielversprechende Vision für die nächsten Jahre ist es, dass alle Informationen der virtuellen Fabrik jederzeit und überall am Arbeitsplatz abrufbar sein werden. Mitarbeitende werden somit die Möglichkeit haben, mithilfe der VR Informationen abzurufen, Prozesse zu überwachen und Probleme zu lösen.

Ein bedeutender Schritt, um dies zu ermöglichen, sind die Entwicklungen bei VR-Brillen, die wie herkömmliche Brillen aussehen. Diese Geräte werden leichter, kompakter und benutzerfreundlicher sein, was ihre Integration in den Arbeitsalltag erleichtert. Dadurch wird es den Nutzern möglich sein, nahtlos zwischen der realen und der virtuellen Welt zu wechseln.

Weiterführende Links:

🔗Das gesamte Gespräch mit Dr. Thomas Schüler zu Virtual Reality im YouTube-Video.

🔗 Wie sieht sie aus, die Fabrik der Zukunft? Antworten gibt es im LMZ Industry Talk.

🔗 Digitalisierung der Fabrik der Zukunft in der Umsetzung.

Dennis Lenkering (B.Sc.)
Maschinenbauingenieur und Geschäftsführer von LMZ Lenkering mit einer tiefen Leidenschaft für digitalisierte, intelligente und automatisierte Produktionsketten.
Torben Fangmann (B.A.)
B2B Marketing Stratege mit Inhaltsfokus auf industrielle Themen und branchenspezifische Entwicklungen rund um die Fabrik der Zukunft.